Mit der Bullenbahn auf großer Tour

Titelbild: L22 Höhe Wilhelminenhofstrasse, mit freundlicher Genehmigung von I.Köhler, vielen Dank.

08.12.2022

„Mit der Bullenbahn auf großer Tour“ – ein Gastbeitrag

„Bild und Text: Ralf Drescher/Berliner Wochenblatt“ 09/1994

„Ihre offizielle Bezeichnung ist Industriebahn Oberschöneweide. Anwohner nennen das Gefährt, das zwischen dem Betriebsbahnhof Rummelsburg und der Ostendstraße in Oberschöneweide verkehrt, liebevoll „Bullenbahn“.

Horst Aulig, Abteilungsleiter Bahnen der Behala :“Der Begriff stammt sicher noch aus dem Gründungsjahr 1890, als Bullen anstelle der Lok, vor die Wagen gespannt wurden“

Heute besorgt das Ganze eine Elektrolok, die mit Ihren 250 Kilowatt komplette Güterzüge auf den Haken nimmt. Dazu ist aber  heute kaum noch Gelegenheit. Horst Aulig:“Seit der Wende haben  die Aufträge rapid abgenommen. Von ehemals 17 Nebenanschlüssen sind gerade noch 5 in Betrieb. Betriebe wie der ehemalige Tiefbaukombinat, der Maschinenbauhandel oder das Kabelwerk Oberspree haben gekündigt.“

Während noch 1990 rund 100 Güterwagen pro Woche zwischen den Betrieben und dem Reichsbahnanschluss in Rummelsburg transportiert wurden, sind es zurzeit gerade 10 Wagen –oder weniger. Mit dem Wochenblatt Reporter  gingen Triebfahrzeugführer Eberhard Graßnick und Rangierer Frank Kubitza auf Tour, um 2 Wagen mit Abrissschutt vom ehemaligen Werk für Fernsehelektronik abzuholen. Vorbei an malerischen Kleingärten an der Nalepastraße, stillgelegten Fabriken an der Tabbertstraße geht es durch die Wilhelminenhofstrasse. Aus den Toren der noch arbeitenden Lastwagen – man transportiert eben lieber auf der Straße.

-Antwort vom Verkehrssenat-

Da die Einnahmen zurzeit gerade lediglich die Kosten der Bullenbahn decken, hat die Behala die Stilllegung der Bahn zum 01.01.1995 beantragt. Dann könnte kurz nach Weihnachten die Bullenbahn Ihre letzte Fahrt antreten.

Horst Aulig: sagt dazu: „Trotzdem sollen die 6 Kilometer langen Gleisanlagen und Nebenanschlüsse vorerst erhalten werden.“ Wie in einer Anfrage im Abgeordnetenhaus mitgeteilt wurde, prüft man zur Zeit beim Verkehrssenat, ob die Bullenbahn möglicherweise von der  Industriebahngesellschaft Berlin übernommen werden kann.RD.“

Im Nachgang: „Die Fahrt war ohnehin nur für mich getürkt, sie hatten zugegeben, dass sie die Wagen nach Schöneweide gebracht hatten, damit wir sie abholen können. Die hatten die Strecke ein paar Wochen vorher ohne öffentlichen Termin stillgelegt, aber nicht entwidmet.“

 

 

Aufruf: durch das „Stadtlabor“ des Industriesalons inspiriert möchte ich hier einen neue Reihe starten mit Berichten und /oder Euren Erlebnissen vor Ort mit oder auf dem „Bullen“.

Bitte schreibt mir Eure Begebenheit, ob es nun als kleiner Stepke mit großen Augen das Vorbeiziehen des Bullen war oder die Warnung der Eltern vor dem Überfahren des Zuges oder Eure Arbeit in den Werken und dem Kontakt zum Bullen.

Eure Erlebnisse werden – wenn Ihr es erlaubt – als Zitate bei einer Ausstellung hinzugefügt und so Euer Erleben und der Bulle als Erinnerung bewahrt.

Ich freue mich auf Eure Zuschriften an:

projekt -achtung hier kommt ein AT-industriebahn-schoeneweide.de

Ich bedanke mich vielmals vorab.

Henry Verfasst von: